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Der Dativius-Victor-Bogen in Mainz gehört zu den eindrucksvollsten Monumenten der römischen Epoche nördlich der Alpen.
Das Bauwerk stammt vermutlich aus der Mitte des 3. Jahrhundert und umspannte einst den Mitteldurchgang einer Säulenhalle eines öffentlichen Gebäudes in Mogontiacum.
Vollständig erhalten ist die Stifterinschrift, wonach die Söhne des verstorbenen decurios (Ratsherrn) Dativius Victor den Bogen und eine Portikus (Säulenhalle) in dessen Vermächtnis, zu Ehren des Kaiserhauses und des Gottes Jupiter errichten ließen. Nach dem Stifter wird das Monument heute Dativius-Victor-Bogen genannt.
In den Jahren 1978 bis 1980/81 konnte der Bogen rekonstruierend aufgebaut werden und ist in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz ausgestellt. Eine Kopie aus Abgüssen wurde bereits 1962 anlässlich der Mainzer 2000-Jahr-Feier im Maßstab 1:1 auf dem Ernst-Ludwig-Platz in der Nähe des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums aufgestellt. Einige Teile sind hier allerdings frei nachgestaltet.
Rekonstruiert ergeben sich für das Monument folgende Maße: die Höhe über alles beträgt 6.50 Meter, die Breite 4.55 Meter und die Tiefe liegt bei 0.70 Meter. Der Durchgang ist im Lichte 2.40 Meter breit und hat unter dem Tonnenscheitel eine Höhe von 3.90 Meter. Die Bogenpfeiler weisen unterschiedliche Breiten auf. Der Linke ist 1.03 Meter und der Rechte 1.10 Meter breit.
Um 1900 wurden auf dem Kästrich in Mainz Teile der mittelalterlichen Stadtmauer, die auf den Fundamenten der spätantiken römischen Stadtbefestigung ruhte, abgerissen. Bei diesen Arbeiten wurden in den Jahren 1898 bis 1911 zwischen den Straßen "Am Gautor", "Bastion Martin" und der "Martinstraße" mehrere Architekturelemente des Ehrenbogens gefunden.
Seiner Form und Funktion nach entspricht das Bauwerk einem Ehrenbogen. Streng genommen gehört der Bogen jedoch nicht in diese Kategorie, da er ursprünglich nicht frei stand, sondern sich in einem architektonischen Verbund mit einem anderen Gebäude, nämlich einer Portikus, befand. Dennoch wird er in der Antike als solcher wahrgenommen worden sein, zumal auch die Inschrift das Monument als arcus bezeichnet. Dieser Begriff wurde in der Kaiserzeit für Triumph- bzw. Ehrenbögen geläufig.
Der gesamte Bogen hatte ursprünglich aus etwa 75 einzelnen Elementen bestanden. Die 43 bisher gefundenen Blöcke sind aus Sandstein gearbeitet und stammen vornehmlich von der Vorderseite des Bogens. Die Rückseite ist nur lückenhaft erhalten und war vermutlich nicht oder nur spärlich dekoriert. Hierin unterscheidet sich der Dativius-Victor-Bogen von anderen Ehrenbögen. Der Grund für die schmucklose Gestaltung der Rückseite ist darin zu sehen, dass sich hier einst die Portikus anschloss.
Die Bogenpfeiler sind an den Außenseiten mit Weinrankenreliefs dekoriert, welche von der Basis der Pfeiler bis unter die Attika reichen. Auf der Innenseite der Bogenpfeiler sind Weinrankenpilaster angebracht, die unterhalb der Archivolte in korinthischen Kapitellen enden. Anhand der erhaltenen Rückseite eines Blockes aus dem Bogenpfeiler konnte nachgewiesen werden, dass das Weinrankenmotiv auch die Rückseite der Pfeiler zierte. Aus der Rekonstruktion ergibt sich, dass beide Seiten, von einem geringen Größenunterschied abgesehen, symmetrisch gestaltet sind und zumindest teilweise bemalt waren.
Die Frontseite der Archivolte ist mit einem teilweise erhaltenen Zodiakus (Tierkreiszeichen) dekoriert. Der Schlussstein des Bogens ragt einige Zentimeter erhaben aus der Relieffläche heraus und zeigt Jupiter mit seiner Gemahlin Juno. Jupiter hält im rechten Arm ein Zepter und ein Blitzbündel (?) in der im Schoss ruhenden linken Hand. Der Kopf der Figur wurde beschädigt. Der rechte Fuß ruht auf einem Globus. Rechts von Jupiter thront Juno. Sie ist mit einem Chiton und einem Mantel gekleidet und hält in ihrer linken Hand eine Fackel. Umgeben wird das oberste Götterpaar des römischen Pantheons von vier weiteren Gottheiten.
In der Fläche über der Archivolte sind verschiedene Opferszenen mit zwei flankierenden Jahreszeitengenii dargestellt. Das nicht weiter geteilte Bildfeld wird von einem, in eine Toga gehüllten Priester, dominiert. In dieser Figur kann Dativius Victor bei der Ausübung seines Sakralamtes gesehen werden.
Die Darstellung eines lokalen Beamten bei der Ausübung eines Priesteramtes macht den Dativius-Victor-Bogen in Germanien einzigartig.
Abgesehen von den individuell hergestellten Opferszenen griffen die antiken Handwerker bei der Gestaltung der übrigen Ornamente und Figuren auf Formen zurück, die sich auch auf Sarkophagen und Mithrasreliefs dieser Zeit finden. Insgesamt zeugen diese von provinzieller Qualität.
Über dem Bogenelement schließt sich eine durch ein Gesims vom Bogen getrennte Attika an. Architekturelemente oberhalb der Attika konnten bislang noch nicht gefunden werden, sodass über das Aussehen dieses Bereiches nur gemutmaßt werden kann.
Auf der Frontseite der Attikazone ist eine Stifterinschrift angebracht, die eine so genannte tabula ansata nachahmt, die von 2 Genii (Eroten?) flankiert wird. Die Genii tragen die peltenförmigen Ansätze der ansae. Die Inschrift erstreckt sich über alle 4 Blöcke der Attika, die insgesamt 3.88 m lang und 0.74 m hoch ist.
Die Inschrift lautet:
:IN H(onorem) D(omus) D(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) CONSERVATORI ARCUM ET PORTICUS/ QUOS DATIVIUS VICTOR DEC(urio) CIVIT(atis) TAUN(ensium) SACERDOTALIS MO/GONTIACENSIBUS PROMISIT VICTORI(I) URSUS FRUM(entarius) ET LUPUS/ FILI(I) ET HEREDES CONSUMMAVERUNT
Übersetzung:
Drei der vier Blöcke der Inschriftentafel wurden 1898 gefunden, von K. Körber publiziert und in das Corpus Inscriptionum Latinarum aufgenommen. Der 4. Block kam erst 1911 hinzu und erhielt einen Nachtrag.
Inhaltlich fällt auf, dass hier der decurio einer fremden civitas, namentlich dem rechtsrheinischen Taunensium (Frankfurt-Heddenheim-Nida) in Mainz den Mainzer Bürgern ein öffentliches Gebäude errichten ließ. Das lässt sich möglicherweise mit der Flucht des Amtsträgers und seiner Familie aus den aufgrund der Bedrohung durch die Alemannen evakuierten rechtsrheinischen Gebieten erklären. Die ersten Evakuierungen der bedrohten Territorien begannen mit den Alemannenüberfällen ab 233 n. Chr. Endgültig aufgegeben werden mussten sie 259/260. Die Familie des Dativius Victor könnte Aufnahme im noch sicheren Mainz gefunden haben und stiftete aus Dankbarkeit ein öffentliches Gebäude.
Da sich das Bauwerk bei seiner Auffindung nicht mehr in situ befand, ist eine Datierung nur indirekt möglich. Aus kunsthistorischer Einordnung der Reliefszenen auf der Frontseite des Bogens und aus epigraphischen Gesichtspunkten ist ein vermutlicher Entstehungszeitraum des Dativius-Victor-Bogens in der ausgehenden ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. wahrscheinlich.
Alle Fragmente des Bogens wurden aus den Fundamenten der römischen Stadtmauer zwischen dem Gautor und der Martinstraße zusammen mit Abbruchsteinen des Mainzer Legionslagers geborgen. Das Legionslager wurde Mitte des 4. Jahrhunderts aufgelassenen und abgerissen, als die hier stationierte 22. Legion auf dem Balkan vernichtet worden war. Daraus ergibt sich auch für den Dativius-Victor-Bogen ein Abbruchdatum spätestens in der Mitte des 4. Jahrhunderts.
Die in der Inschrift angesprochene Säulenhalle befand sich vermutlich in der Nähe des Mainzer Legionslagers. Möglicherweise ist ein 1897 gefundenes Fundament eines römischen Gebäudes auf dem Fichteplatz unweit des Fundortes der antike Standort des Boges und der dazugehörigen Säulenhalle gewesen.
Aus den einzelnen Sehenswürdigkeitsbewertungen über die Sehenswürdigkeit ergibt sich die Durchschnittsbewertung
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